2015 Evang. Martinskirche

Stuttgart-Nord - 2. Preis

"Der große Kirchenraum bleibt nahezu komplett erhalten. Die wenigen Eingriffe im Altarraum, der Verzicht auf die steinerne Kanzel, die Vergrößerung des Chorpodests und die mögliche Verbindung zum Gemeinderaum setzen die Anforderungen der Nutzer nach flexiblen Räumen geschickt um. Positiv bewertet werden die Ansätze, alle größeren Räume im Erdgeschoss anzuordnen und das frühere Seitenschiff über mehrere Türen wieder zum Hauptraum zu öffnen, ohne die Foyerfunktion aufzugeben."

"Die Kirche bleibt äußerlich unverändert, auch im Inneren werden die räumlichen Strukturen weitestgehend übernommen. Die Nutzungen folgen geschickt dem bisherigen Raumkonzept. Alle kirchlichen Räume sind über den Kirchhof und die beiden vorhandenen Eingänge erreichbar, das Bistro und der Bewegungsraum wenden sich dagegen der öffentlichen Straße zu. Die Kombination aus einladender Geste und ruhigem Hof wird mit Anerkennung wahrgenommen."

"Kontrovers diskutiert wird die Lage und Belichtung der drei Gruppenräume, die die Verfasser als Unterbauung des Kirchhofes und mit im Belag eingelassenen Oberlichtern vorschlagen. Die Nutzung wird damit zwar nicht eingeschränkt, bedingt aber einen höheren Aufwand für die Licht- und Luftversorgung und geht zu Lasten der räumlichen Qualitäten. Es sollte geprüft werden, ob ein Tausch mit anderen Nutzungen eine bessere Lösung bieten könnte.

Ob die Stützen im Bewegungsraum ohne Weiteres entfallen können muss genauer geprüft werden. Die geringen Eingriffe in den baulichen Bestand lassen aber insgesamt eine wirtschaftliche Realisierung erwarten."

"Die Arbeit setzt insgesamt auf zurückhaltende, behutsame Eingriffe in den Bestand. Die Außenräume gliedern sich in einen öffentlichen Bereich, den Kirchplatz im Osten und den intimeren Kirchhof auf der Westseite."

"Die Großzügigkeit im Erdgeschoss zieht gleichwohl einen höheren Nutzungsdruck im Sockelgeschoss nach sich. Bistro und Küche liegen gut organisiert und erreichbar am vorhandenen Eingang, verbesserungsbedürftig ist jedoch die barrierefreie Erschließung der unteren Ebene, die nur über den Aufzug im neu eingefügten Treppenhaus funktioniert. Bistro und Nebenräume ermöglichen eine gute Verwendung der alten Bunker- und Lazarettstrukturen, die damit als sichtbares Zeugnis der Geschichte erhalten bleiben können."

"Die Martinskapelle liegt durch das neue Treppenhaus vom Hauptraum abgetrennt im Seitenflügel. Eine gemeinsame Nutzung mit dem Kirchenraum wird dadurch zwar unmöglich, kommt einer deutlicheren Wahrnehmung der Nordgemeinde innerhalb des Gebäudes aber entgegen. Bedauert wird, dass der Raum der Stille nicht direkt von außen, sondern nur vom Treppenraum aus erreichbar ist."

 

(Beurteilung durch das Preisgericht)

Wettbewerbsart: Nichtoffener Realisierungswettbewerb
Auslober: Evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgat
Platzierung: 2. Preis
Fachplaner:

HPP Süd, Ludwigshafen,
Herr Dipl.-Ing. E. Dammköhler

Architekten: Arbeitsgemeinschaft
Nike Fiedler Architekten
Mathias Riebelmann
Freier Architekt BDA