Zentralheizung

Evangelische Akademie, Bad Boll

Als wir im Sommer 2012 angefragt wurden, ob wir uns einer Umbaumaßnahme für eine neue Pelletheizzentrale annehmen möchten, war vorgesehen, den bestehenden Garagentrakt in der Nähe des Haupteinganges aufzustocken um darin sowohl die Heizkessel als auch daneben das Pelletlager unterzubringen. Die darauf folgende Machbarkeitsstudie förderte zunächst eine Reihe von Problemstellungen zu Tage.

Der geplante Erweiterungsbau wäre wie ein baulicher Pfropfen am zentralen Zugangsplatz gesessen und hätte einer langfristigen baulichen Entwicklung an dieser prominenten Stelle im Wege gestanden.

Die Andienung der Pellets per LKW wäre ohne Störung des Tagungsbetriebes nur mit erheblichem Aufwand realisierbar gewesen. Die notwendige Abgasführung bis über die Dächer der Umgebungsbebauung wäre technisch kompliziert und gestalterisch unbefriedigend ausgefallen.

Die Summe dieser Zwänge veranlasste uns über einen konzeptionellen Befreiungsschlag nachzudenken, wonach ein möglichst dezentrales, eigenes Haus für die neue Pelletheizung entstehen sollte. Als erstes verlegten wir den Standort gedanklich in die Randzone der vorhandenen Parkanlage und machten damit aus dem problembehafteten Thema „Bauen am Haupteingang“ das freier interpretierbare Thema „Bauen im Park“.

Dabei war von Anfang an klar, dass die Grundfläche des neuen Gebäudes auf das technisch Notwendige reduziert werden musste, um in der Parkanlage mit Ihren prächtigen Baumsolitären einen möglichst kleinen Fußabdruck zu hinterlassen.

Die logische Konsequenz lag für uns darin die Gebäudefunktionen der Pelletlagerung und der Verbrennung übereinander zu stapeln. Pelletsilo oben - Brennerraum unten. Aus dieser inneren Funktionalität leitete sich ein stehender Baukörper mit einer Grundfläche von 50 qm ab, der sich mit einer Höhe von 10,50 m Höhe an der benachbarten Bebauung orientiert, jedoch deutlich niedriger als die umgebenden Bäume bleibt.

Die äußere Gebäudehülle spielt mit den Grundelementen der Parkanlage – prächtige Bäume, Wiese und dem Spiel von Licht und Schatten. Die umlaufend geschlossene Verkleidung aus unbehandelten, gespalteten Lärchenschindeln prägen aus der Ferne betrachtet den solitären (fast skulpturalen) Gebäudecharakter im Park. Aus der Nähe gesehen ergeben die geschuppt verlegten Schindeln mit ihrer herstellungsbedingten Riffelung eine lebhafte, angenehm natürliche Oberflächentextur.

Das Haus wurde komplett als vorgefertigte Holzkonstruktion errichtet. Die Wände bestehen aus Brettsperrholz, 147 mm stark, mit Wärmedämmung und hinterlüfteter Schindelverkleidung. Die Zwischendecke besteht aus 360 mm massivem Brettschichtholz, das Dach wurde als Holzbalkenkonstruktion mit Gefälledämmung und Flachdachabdichtung hergestellt.

Der Bau wurde in nur 5 Monaten errichtet, seit Anfang 2014 ist die neue Heizanlage in Betrieb.

Bauherr: Evangelische Landeskirche in Württemberg
Adresse:

Akademieweg 11

73087 Bad Boll

Planungsbeginn: 08/2012
Fertigstellung: 01/2014
BGF: 94 qm
BRI: 468 cbm
Leistungsphasen: 1-9
Fotografen: Christian Zieger

2014

Architekten-Kammer BW "Beispielhaftes Bauen Landkreis Göppingen"

2015

Holzbaupreis Baden-Württemberg 2015 "Sonderpreis Baukultur"

2013_Datenblatt_Neubau_Zentralheizung_Evangelische_Akademie_Bad_Boll.pdf